Wusstest du, dass schon ein paar Mal Leute über dem Great Barrier Reef bei einer Whitsunday Islands Tour vergessen wurden? Da schnorchelt man so ahnungslos mitten im Meer, am Rande endloser Untiefen und dann ist da auf einmal nichts mehr. Kein Boot, kein Land und auf einmal wird einem die Bedrohlichkeit des Ozeans schmerzlich bewusst.
Es war vielleicht keine so gute Idee vor meiner Australienreise Bill Brysons ungemein unterhaltsames aber auch ungeheuer Chaosgeschichten versessenes Buch „Frühstück bei Kängurus“ gelesen zu haben. Der Mann wusste wie man aus den langweiligsten Orten verrückte Geschichten zaubert und auch, wie man lang vergessene Schauergeschichten aus den Archiven zaubert.
Als ich in die Kunst des Schorchelns eingewiesen wurde, flimmerten vor meinem inneren Auge Sternchen vorbei. Ich erinnerte mich an das besagte Paar, das für immer im Ozean verschwunden war. Ich hoffte ich wäre nicht die nächste. Australien hat doch einen gewissen Ruf Leute an die Natur zu verlieren. Wusstest du zum Beispiel, einmal ein Premierminister bei seinem regelmäßigen Strandbesuch verloren ging? Während sich der Bodyguard die Sonne auf den Bauch schienen ließ, verschwand Harold Holt für immer in den Fluten.
Manche sagen, ein U-Boot hätte seinen undercover Spion wieder mitgenommen, gar andere schwören auf einen bösartigen Haifisch, manche glauben an einen Selbstmord, aber es hätten genauso gut trügerische Unterströmungen sein können. Der Kern der Tatsache bleibt jedoch bestehen: in einem Land, in dem man schon eine Premierminister verlegen kann und Touristen auf dem Ozean treiben ließ, ist Vorsicht geboten.
Meine Einführung der Whitsunday Islands Tour war vorbei und ich hatte mal wieder nicht zugehört. Ich sollte in die Maske spucken? Was hatte das für Sinn? Und die Schwimmflossen nicht sofort anziehen? Ich war überfordert. Auch wenn Schnorcheln angeblich einfach sein sollte, ich fühlte mich meiner ersten Wassergucktour nicht gewachsen. Und das Wasser war kalt! Ich erspare dir lieber die kleine Episode vom Wassersteg in die kalten Fluten. So viel ist zu verraten: es war keine schmeichelhafte Angelegenheit.
Da war ich nun, zwischen Himmel und Wasser und versuchte angestrengt meinen Hals nicht zu verkrampfen bei dem Versuch die eindringenden Wassermassen aus meiner Brille zu entfernen und den Schwall an Salzwasser aus dem Schnorcheln entgegenzuhalten. Fische blieben aus und ich befand mich im Kampf ums Überleben. Nach nur ein paar Minuten hatte ich schon eine gute Menge an Salzwasser intus und war schon ganz dusselig, da bemerkte ich wie weit ich schon vom Boot abgetrieben war. Ich befand mich über dem Rande des Riffs. Und es ging verdammt tief runter.
Als ob ich nicht schon panisch genug gewesen wäre, legte mein Kopfkino gehörig an Fahrt zu und stellte sich allerlei Raubfische auf Beutezug vor. Hatte man mir nicht erzählt, dass Haifische Menschen in Tauchanzügen gerne mit Robben verwechseln und anknabbern? Auch wenn man sie nicht sehen kann, so können sie es doch nur allzu gut. Mir war plötzlich gar nicht gut. Trotz verschwommener Sicht, plantschte ich mich in Windeseile wieder zum sicher geglaubten Ruff zurück, wo ich bereits erwartet wurde.
Vor mir hatte sich ein Taucher positioniert und wedelte wild mit den Händen. Er zeigte in eine Richtung. Was war da? Wieder bereute ich es, nicht richtig bei der Einweisung zugehört zu haben. Wie in Zeitlupe drehte ich mich zur Seite und schaute in die Augen eines riesigen Ungetüms. Panisch suchte ich den Blick des Tauchers und wurde von einem riesigen Blitz getroffen. Für eine Sekeunde war ich blind.
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Dann wurde mir klar: es war der Fotograf mit seinem Lieblingsmodell. Schon auf dem Whitsunday Islands Tour-Boot hatte er uns von seinem gezähmten Australischer Junker namens Wanda erzählt. Dass es eigentlich ein Männchen mit Divahaften Zügen war, wurde ihm erst klar nachdem der Name sich etabliert hatte. Wanda gehört zum Riff und liebte Aufmerksamkeit. Und da war er, der Wanda mit seinem traudoofen Augen. Ich jedoch hatte genug und ruderte Richtung Boot. Zuerst riss ich mir den Schnorchel auf dem Gesicht, dann fiel die Taucherbrille und ich lag japsend rücklings am Tauchsteg.
Ich hatte das Great Barrier Reef überlebt. Und langsam wurde ich wieder Herr meiner Sinne. Ich zählte die vereinzelten Wolken über mir, lauschte dem rauschen des Wasser wie es an die Reeling schwappte und vernahm das allgemeine Geplapper der begeisterten Touristen. „Mensch, du siehst ja aus. Wie eng hast du denn deine Taucherbrille getragen?“ „Ja, ich hab sie anscheinend zu eng gezogen.“ Und dann brach Gelächter aus. Naja, das nächste Mal würde ich wissen, dass man eine Taucherbrille enger stellen kann.
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Jetzt du: Bist du voll der Schnorchelpro? Oder hast du auch eine Chaosgeschichte auf Lager? Hast du auch eine Whitsunday Islands Tour mitgemacht?
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