Ich schrecke aus meinem Schlaf.
Der Wecker hat geklingelt.
Ich wundere mich immer wieder wie ich so auf das leise Spiel meines Klingeltons geeicht bin, habe ich ihn doch gerade erst gewechselt. Verschlafen geht gar nicht, wenn man auf Reisen ist. Entweder man vergeudet wichtige Zeit, die man für das Erkunden nutzen kann oder man verpasst seinen Flug. Beides keine Option für mich.
Noch halb verschlafen blinzele ich mir die Augen klar und schalte erstmal die Wlanverbindung an (immer schön Strom sparen und Schlaf tanken über Nacht!). Das Laden der ganzen neuen Nachrichten dauert eine Weile und mein Handy summt munter vor sich hin. Ich checke die neuesten Instagramnachrichten, bearbeite ein aktuelles Foto und ab geht’s damit in die Instagallerie. Jetzt noch schnell die besten Hashtags rausgesucht und dann geht’s ab zum Zähneputzen.
Ich schlafe meist entweder in Gemeinschafszimmern in Hostels oder – auf gesponsorten Reisen – in Hotels. Beim ersteren wird sicherhaltshalber das Handy mit zum Bad genommen, der Laptop weggeschlossen falls ich auf ihm schlafen musste (viele Schließfächer sind einfach zu klein) mein Rucksack mit Schloss versehen und dann im Schnelldurchgang präsentabel gemacht. Je nach Lust und Laune gibt’s noch Makeup oder eben eine Sonnenbrille, denn das kostet auch so seine Zeit. Reisen ist mir wichtiger. Und gerade wenn ich reisen kann und nicht an meinem Laptop kleben muss (auch Alltag eines Reisebloggers), dann nutze ich das auch aus.
Ich mache mich dann ans Frühstück – Hotelbuffet oder selbstmitgeschleppte Haferflocken mit frischgeschnittenen Apfelstückchen im Hostel – während ich meinen Twitterfeed durchforste und auf Fragen und Nachrichten antworte. Auf facebook will ich gerade nicht nachgucken. Dann nochmal schnell das Wetter des Tages gecheckt, eventuell meine Tagestasche entspechend upgedatet und die Tagestermine in mein Fon gespeichert und Karten-Screenshots gemacht falls ich mich verlaufe oder vergessen habe meine maps.me Karten herunterzuladen (sind kostenlos und funktionieren anscheinend auch in Asien – nimm das Google Maps!).
Dann laufe ich mir etwa acht Stunden pro Tag die Füße wund. Deshalb trage ich fast nur ausschließlich meine Lowas, da ich mit denen noch nie eine Blase bekommen habe (hier der Werbelink, denn die sind wirklich toll. Ich habe sogar ein Paar gesponsort bekommen, weil ich sie wirklich nur empfehlen kann und das auch ständig tue). Danach geht’s mit Hunger zurück zu meiner Unterkunft, wo ich mir noch schnell nen Bissen genehmige und vielleicht noch ein bisschen mit anderen Reisenden plaudere.
Anschließend versuche ich den besten Empfangsort für das schlechte WLan ausfndig zu machen. Ich rücke mir eine Sitzecke zurecht und gehe auf die Jagd nach einer Steckdose. Jedes Mal, wenn sich jemand nähert, bete ich, dass meine Kabel nicht zertrampelt oder herausgerissen werden. Denn, wenn jemand auf mein Kabel tritt, wird meist nochmalso richtig nachgezogen aus Frust (warum das andere frustet, weiß ich nicht. Ich jedenfalls hätte mich tausend Mal entschuldigt). Ich warne deshalb immer schon aus der Ferne, was die meisten Leute nervt. Mich nervts auch. Jeden Tag. Computer und Kabel kosten eben Geld und gehören zum Alltag eines Reisebloggers dazu.
Dann sitze ich die nächsten Stunden bis zur viel zu späten Schlafenszeit fast unbeweglich an meinem Laptop. Das hat schon viele merkwürdige Blicke in Hostels hervorgerufen und leider auch einige Unannehmlichkeiten. Denn, die Leute die sich dann doch in meine Nähe trauen (ich wirke dann ja wirklich wie ein Zombie), verhören mich entweder, versuchen mir Vorwürfe zu machen, dass ich ihre Partylaune durch mein Arbeiten versaue oder wuscheln mir durchs Haar, kleben mir Sprüche auf den Rücken oder Wäscheklammern an die Ärmel. Ist alles schon dagewesen.
Was arbeite ich da so zielstrebig? Ich muss mein Emailpostfach entleeren. Da kann es schon mal 20-50 Nachrichten pro Tag geben und gerade wenn das Internet richtig schlecht ist, dauert das eine ganze Weile. Dann muss ich alle meine Social Media Kanäle bedienen. Kommentare beantworten.
Auf Instagram,
Twitter,
und dem Blog.
Zusammenfassende Beiträge des Tages schreiben auch auf Instagram, Twitter, Facebook,
Fotos bearbeiten (ich schieße 300-1000 am Tag)
und eventuell snaps/insta stories hochladen.
Dann schreibe ich Blogeinträge.
Die reichen so von 700 bis 1500 Wörten und kosten mich einige Stunden Arbeit. Ich suche passende Links, poste meine Artikel in verschiedenen Facebookgruppen, beantworte Fragen in Facebookgruppen und dann bearbeite ich vielleicht noch ein Video für Youtube. Das dauert auch ein paar Stunden. Schließlich merke ich, dass meine Blase echt am Platzen ist und die Uhrzeiger unerklärlicherweise zwei Uhr morgens anzeigen. Der Alltag eines Reisebloggers eben.
Ich muss ins Bett.
Um sieben muss ich schon wieder raus.
Während meiner Outbackreisen war das immer so gegen fünf und ich musste mich in der Nacht noch gegen Schwärme von Insekten und frechen Wallabies verteidigen. Also fast wie im Hostel mit Partyleuten.
Bevor ich einschlafe, rasen mir tausend Blogideen und Reiseträume durch den Kopf und ich muss lächeln, denn das letzte Bild das ich vor dem Einschlafen sah, war ein Netbook am Strand mit Cocktail in der Hand. „My current office“ lautete die Beschreibung. Das ist also das Bloggerleben. Das hätte ich auch gerne. Aber da muss ich wohl noch weiter träumen.
Hinweis: natürlich sieht der Alltag für jeden Reiseblogger anders aus. Und noch dazu ist sowieso fast jeder Tag anders. Das ist ist lediglich ein kleines Beispiel.
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2 Kommentare
Fräulein_Ich
5. Januar 2017 atHey Annemarie 🙂
Ich habe mir gerade deinen Beitrag durchgelesen und musste manchmal echt schmunzeln, weil ich deinen Beitrag recht witzig geschrieben fand.
Danke für den Einblick in deinen Alltag als Reisebloggerin. Hat mir echt Spaß gemacht zu lesen :).
Das mit den Hostles erinnert mich gerade ein wenig an meine Irlandreise im letzten Jahr. Wir hatten unseren Start in Dublin, wo wir in einem 4 Bett, nein warte es war ein 6 Bett Zimmer, genächtigt hatten. Zum Glück haben wir uns nur eine Nacht das Zimmer mit zwei weiteren Damen geteilt. Die irgendwann, mitten in der Nacht, das Zimmer stürmten. Gerade wenn man am nächsten Tag früh raus will, weil man was anguggen möchte, nicht gerade sehr reizvoll.
Persönlich bin ich dann doch die Fraktion, die sich dann in einem Gästehaus oder Hotel einbucht. Wo ich meine Ruhe habe. Mich zurückziehen kann. Keine anderen Menschen rein platzen. Ich blöd angeschaut werde, wenn ich meine Bilder durchforste und hochlade, nachdem ich sie bearbeitet habe. Mal ganz von der Textschreiberei abgesehen. Vielleicht bin ich da etwas verwöhnt, oder auch Menschenscheu, was meine Nachtruhe usw. angeht 🙂
Liebe Grüße Fräulein_Ich von pferdigunterweg.com und mitmachblog.wordpress.com
Annemarie Strehl
25. Januar 2017 atHallo Fräulein_Ich! Vielen Dank für deinen netten Kommentar. Ich kenne das leider zu gut mit den rücksichtslosen Hostelbewohnern. Zum Glück gibt es in Hostels ja auch Einzelzimmer, aber ich spare gerne oft am Zimmer und habe dann den Salat. Aber ich verstehe das voll, wenn man seine Ruhe braucht. Das hat nichts mit ‚Verwöhnt‘ zu tun, es ist einfach produktiver, wenn man seine Ruhe hat und sich voll und ganz konzentrieren kann. Liebe Grüße!