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Warum Heimkehr so schwer ist

Warum Heimkehren so schwer ist - hier sind ein paar Gedanken für alle Wiedergekehrten

Hallo! Da bin ich wieder.

Zuerst ist alles noch komplett überwältigend. Der Schwall an Fragen nach der Heimkehr: Wie geht es dir? Bist du müde? Wie war es so? Was hast du alles so erlebt? Hast du neue Freunde gefunden? Was mochtest du am liebsten? Lief alles glatt?

Du bist der Mittelpunkt der Welt. Und du liebst es, du willst deine neue Welt teilen, die, die du gerade zurückgelassen hat. Die Welt, die du noch am Anfang verteufelt, dann himmelhoch jauchzend geliebt und damals noch nüchtern aber mit Tränen in den Augen zurückgelassen hat. Die Welt, die einen kleinen von dir als Pfand dabehalten hat.

Warum Heimkehr so schwer ist - hier sind ein paar Gedanken für alle WiedergekehrtenAber du musst dich erstmal sammeln. Zurückzukommen ist nämlich viel anstrengender als du erwartet hattest. So viel hat sich verändert. Deine Freunde haben Sportkurse ohne dich angefangen, eine Bekannte hat einen neuen Haarschnitt, den keiner leiden kann, das alte hässliche Gebäude am Marktplatz ist weg. Und du hast das alles verpasst.

Es macht dich traurig, aber lässt dich auch irgendwie… kalt. Du weißt ja, dass du deine Freunde hast und alles ist irgendwie doch beim Alte, auch nach deiner Heimkehr. Martha verliebt sich immer noch in jeden Jungen, der sie schmachtend anschaut. Jenna erzählt dir jede einzelne Handlung ihrer neuen Buchlektüre bis ins kleinste Detail. Und dein Lieblingsbäcker erkennt dich noch.
Aber sie ahnen gar nicht, wie es in rumort.

Ein kleines Stimmchen in deinem Hinterkopf fragt sich, ob sie dich wieder erkennen. Und zwar nicht deinen neuen Pony oder die exotischen Klamotten, das Fußbändchen, das du an fünfzehn verschiedenen Stränden spazieren geführt hast oder den Lippenstift, den du seit neuestem trägst. Nein, du bist ganz anders. Oder zumindest siehst du die Dinge ganz anders.

Und auf einmal wird deine eigene Welt ganz klein, wenn du an die große Welt da draußen denkst.

Da draußen war alles neu und du warst fremd. Und das war normal, du konntest damit leben.

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Du wusstest, dass du Fehler machtest bei der Aussprache, bei der Bestellung im Supermarkt und dich anfangs nicht trautest, überhaupt etwas in einer fremden Sprache zu sagen.
Jetzt kommst du manchmal ins Stottern, wenn du zu Hause an der Kasse stehst. Deutsch ist dir noch nie so schwer gefallen. Und du würdest dich ganz anders ausdrücken.

No worries, rutscht es dir über die Lippen nach deinem Auslandsaufenthalt in Australien.

Du würdest am liebsten jeden Tag fika halten, lange noch nachdem du aus Schweden zurück bist.

Es macht dich traurig, wenn du Leute auf der Straße siehst, wie sie Fremde mit einem skeptischen Blick von der Seite aus beäugeln. Du fragst dich, was ihre Geschichte ist. Auf Reisen war es so einfach.
How are you? Where you from? Where you going?

Mehr brauchte es nicht, um jemanden kennenzulernen.

Manchmal reichte es auch mit einer ausgefalteten Karte an einer Kreuzung zu stehen und verloren dreinzublicken. Oft kam jemand. Und wenn nicht, wusstest du dir auch so zu helfen.

Warum regen sich die Leute über Dinge auf, die sie nicht ändern können? Das Wetter ist wieder grausam. Hast du gesehen was die anhat? Die Bahn kam eine Minute zu spät.

Wenn die wüssten, dass ich stundenlang auf meinem Flieger warten musste und mich wie ein Schneekönig über das Warum Heimkehren so schwer ist - hier sind ein paar Gedanken für alle Wiedergekehrtenwinzigste Fünkchen WLAN gefreut habe. Wenn die wüssten, dass ich gerne als Letzte einchecke, weil es dann kein Gedrängel gibt. Der Flieger muss doch eh warten.

Wir haben es immer so eilig, wir nehmen alles ernst und der Weltuntergang ist nah. Unsere Stimmung ist so labil und wir sehen die Schuld oft in anderen.

Für mich hat sich durch das Reisen einiges verschoben. Ich sehe die Dinge gelassener, handle entschlossener und sage öfter direkt ‚nein‘. Das Leben ist zu kurz, um andere zufriedenzustellen.

Du magst den weltberühmten Tempel nicht sehen? Was ist mit dir los? Auf Reisen war das kein Problem. Dann blieb ich eben einen Tag länger. Oder ich würde eben wiederkommen. Aber es gab Tage, da ging es eben nicht. Da war der Strand verlockender oder das Budget leer. Oder ich brauchte einfach mal einen faulen Tag.

Gerade, wenn man alleine reist, hat man all den Luxus, den man sich geben will. Der Alltag wird zum Zwiegespräch zwischen dem inneren Kind und der Vernunft. Und das ist ein freundliches. Es gibt meist kein Muss.

Man kann einfach mal nett zu sich selber sein, sich selbst mehr Mut machen, sich gut zureden oder einfach mal schräge Selbstgespräche führen. Dabei lernt man viel über sich. Denn wenn von außen kein Wortschwall oder Ablenkung kommt, dann wird es im Kopf ganz laut. Da muss man sich schon seinen Dämonen regelmäßig stellen. Niemand tritt für einen ein, da wird man selbst zum persönlichen Helden. Das ist nach der Heimkehr anders.

Aber das verstehst du nicht. Jedenfalls nicht so richtig. Wie auch?

Ich las vor Kurzem auf Thought Catalogue, dass der Grund für den immer wiederkehrenden Reisewunsch nach der Heimkehr der ist, dass man sich in vormals bekannten Gefilden nicht mehr gänzlich heimisch fühlt. Welten haben sich verschoben und das Verständnis dafür kann man nur durch Reisen erlangen.

“This is why once you’ve traveled for the first time all you want to do is leave again. They call it the travel bug, but really it’s the effort to return to a place where you are surrounded by people who speak the same language as you. “


Wie ist es dir ergangen? Warst du auch schon mal fort und hast unter der Heimkehr gelitten? Haben dich deine Liebsten vollkommen verstanden?

Falls du dich mit anderen gleichgesinnten austauschen und über Reisen reden willst (Fragen stellen, Geschichten erzählen etc), dann schau doch bei unserer Facebookgruppe vorbei! Du bist herzlich eingeladen.

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